IG Metall Bayern fordert acht Prozent höhere Entgelte in der Metall- und Elektroindustrie
Die Tarifkommission der IG Metall Bayern für die Metall- und Elektroindustrie hat heute (30.06.2022) in Nürnberg die bayerische Forderung für die anstehende Tarifrunde beschlossen. Die IG Metall Bayern fordert eine Erhöhung der Entgelte und Ausbildungsvergütungen um acht Prozent bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Damit folgt die IG Metall Bayern der Forderungsempfehlung des Vorstands, der eine Bandbreite von sieben bis acht Prozent empfohlen hatte.
Der bayerische Bezirksleiter Johann Horn sagt: „Nach großer Zurückhaltung in der Corona-Krise und vier Jahre nach der letzten Tabellenerhöhung erwarten die Beschäftigten nun eine deutliche Entgeltsteigerung. Die Menschen leiden unter dem enormen Anstieg der Lebenshaltungskosten. Anders als die meisten Unternehmen können die Bürger die gestiegenen Preise aber nicht weitergeben.“
Die kommende Tarifrunde steht unter dem Motto „Solidarität gewinnt“. Horn erläutert: „Solidarität heißt für uns: Die Gewinne der Unternehmen müssen zum Teil auch an die Beschäftigten gehen. Und Solidarität heißt: Mit guten Löhnen wollen wir die Kaufkraft der Menschen stärken, die mit der Rekordinflation zu kämpfen haben.“
Die durchschnittliche Umsatzrendite der Metall- und Elektroindustrie betrug in den Jahren 2020 und 2021 jeweils knapp vier Prozent und damit mehr als im Vor-Corona-Jahr 2019. „Während die Beschäftigten finanzielle Einbußen hatten, haben die Unternehmen sogar in der Corona-Krise satte Gewinne eingefahren. 2022 schütten die börsennotierten Aktiengesellschaften in Deutschland die Rekordsumme von 70 Milliarden Euro aus. Die Beschäftigten erwarten jetzt zu Recht einen angemessenen Anteil an der sehr guten Ertragslage“, so Horn. Auch die aktuelle Ertragslage der Metall- und Elektroindustrie ist den wirtschaftlichen Unsicherheiten zum Trotz sehr gut. Die Auftragsbestände liegen mit sechs Monaten sogar auf einem Allzeithoch.
Horn weist darauf hin, dass die aktuelle Rekordinflation fast vollständig auf eine Verknappung an Rohstoffen und Materialien zurückzuführen ist: „Die Unternehmen haben die Rekordinflation selbst provoziert durch eine eindimensionale Aufstellung ihrer Lieferketten aus Fernost, Russland und Billiglohnländern. Gleichzeitig nutzen einige Unternehmen diese Mangellage aus, um ihre Preise und Gewinne künstlich noch weiter in die Höhe zu schrauben. Deshalb befinden wir uns jetzt in einer Gewinn-Preis-Spirale. Von einer Lohn-Preis-Spirale kann keine Rede sein.“
Die endgültige Forderung beschließt der Vorstand der IG Metall am 11. Juli. Die erste Tarifverhandlung in Bayern findet am 15. September in Nürnberg statt. Der Entgelt-Tarifvertrag läuft am 30. September aus. Die Friedenspflicht endet mit dem 28. Oktober 2022. In der bayerischen Metall- und Elektroindustrie arbeiten rund 845.000 Beschäftigte.
Bildnachweis: IG Metall Würzburg