„Neu im Tarifgeschäft“ – Stefan Körzell besucht MIWE in Arnstein

Hoher Besuch in Arnstein: Am Donnerstag, 25. Juli 2024 besuchte DGB-Bundesvorstandsmitglied Stefan Körzell im Rahmen seiner Sommertour den Brotautomatenhersteller MIWE. Im Mittelpunkt des Besuchs standen eine Besichtigung des Betriebes sowie ein Gespräch mit dem Betriebsrat. Die Beschäftigten hatten hier zwei Wochen zuvor gemeinsam mit der IG Metall erfolgreich einen Tarifvertrag durchgesetzt.

Im Gespräch mit Körzell erzählte der Betriebsratsvorsitzende Gürcan Erdinc, dass die Lohnentwicklung bei MIWE über Jahre deutlich hinter der Inflation und den Löhnen vergleichbarer Betriebe zurückgelegen hatte. „Da es so nicht mehr weiter ging, haben wir vor zwei Jahren Kontakt mit der IG Metall aufgenommen, die uns im Kampf um einen Tarifvertrag nach Kräften unterstützt hat.“ Vor zwei Wochen dann der Erfolg: Nach drei Warnstreiks und vielen Verhandlungen erstritt die IG Metall einen Tarifvertrag, der von 91 Prozent der Gewerkschaftsmitglieder im Betrieb angenommen wurde. Damit war eine lange Auseinandersetzung erfolgreich zu Ende gegangen.

Bei seinem Besuch in Arnstein verwies Körzell auf die Bedeutung von Tarifverträgen: „Mangelnde Tarifbindung verursacht einen volkswirtschaftlichen Schaden von 130 Milliarden Euro jährlich. Nicht nur die Beschäftigten verlieren Geld, wenn nicht nach Tarif gezahlt wird. Auch die Steuereinnahmen gehen zurück, ebenso die Einnahmen der Sozialversicherungen.“ Aus diesem Grund habe die Sommertour auch den Schwerpunkt Tarifwende. „Wir schauen uns überall in der Republik Betriebe an, in denen die Kolleginnen und Kollegen Tarifverträge durchgesetzt und dadurch die Tarifbindung gestärkt haben.“ Das sei auch deshalb notwendig, weil die Zahl der Beschäftigten in Betrieben mit Tarifvertrag im Bundesdurchschnitt nur noch bei 50 Prozent liege. Für einen Beschäftigten in Bayern macht das einen Unterschied von etwa 2.300 Euro im Jahr. „Mit Tarifvertrag gibt es einfach mehr,“ so Körzell.

Gewerkschaftssekretärin Ulrike Eifler von der IG Metall Würzburg ergänzte, dass sich die Arbeitswelt aktuell in einem großen Umbruch befinde. Die erhöhte Einführung von digitalen Anwendungsmöglichkeiten oder der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) und natürlich der ökologische Umbau der Industrie sorge in vielen Betrieben für eine große Verunsicherung unter den Beschäftigten: „In derart unruhigen Zeiten sind es Tarifverträge, die den Kolleginnen und Kollegen Sicherheit, Schutz und Planbarkeit geben.“ Deshalb sei die Durchsetzung des Tarifvertrages bei MIWE ein riesiger Erfolg, auf den die Kolleginnen und Kollegen zu Recht stolz sein könnten.

Doch nicht nur in der Metall- und Elektroindustrie, auch in anderen Bereichen ist der Kampf um die Erhöhung der Tarifbindung notwendig. Deshalb mache der DGB Unterfranken aktuell mit einer Kampagne auf die zurückgehende Tarifbindung aufmerksam. „Unter dem Motto ‚Tarifwende‘ haben wir bereits am vergangenen Montag gegen den Austritt des Klinikums Aschaffenburg aus dem Arbeitgeberverband protestiert. Und kommenden Freitag unterstützen wir die Kolleginnen und Kollegen der Uniklinik Würzburg Service mit unserem Frittenmobil bei ihrem Kampf um einen Tarifvertrag“, sagt Jonas Schneider vom DGB Würzburg.

Bildnachweis: IG Metall Würzburg