IG Metall: Brose erzielt in Würzburg Plusergebnis

1.400 Arbeitsplätze stehen auf dem Spiel, obwohl die Belegschaft seit Jahren solide Arbeit abliefert: Der Brose-Standort in Würzburg gerät unter Druck – und mit ihm ein tarifgebundener, industriell erfolgreicher Betrieb mitten in Unterfranken. Die IG Metall stemmt sich gemeinsam mit dem Betriebsrat und der gesamten Belegschaft gegen mögliche Schließungspläne. Die Gewerkschaft organisiert den Widerstand, sammelt Unterstützer – und bereitet sich auf alle Szenarien vor.

„Würzburg ist kein Sanierungsfall – sondern ein Standort mit Zukunft“, sagt Norbert Zirnsak, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Würzburg. Die Zahlen geben ihm Recht: Zwar verzeichnete die Brose Gruppe für 2024 einen Verlust von über 100 Millionen Euro – doch ausgerechnet die Fertigung in Würzburg lieferte zuletzt ein Plus. Trotzdem: Von Unternehmensseite heißt es, der Standort sei „insgesamt nicht rentabel“. Eine Formulierung, die in der Region für Empörung sorgt.

Yves Weinberger, der Vorsitzende des Würzburger Brose Betriebsrates: „Das Brose Werk Würzburg wirft nach wie vor ein signifikantes zweistelliges Millionenergebnis ab. Trotz eines hohen Lieferanteils an Brose Schwesterwerke mit einem festgelegten Basisgewinn, haben wir in Würzburg in den letzten Jahren eine zweistellige Umsatzrendite erzielt“.

Belegschaft kämpft – mit Argumenten und Haltung

„Die Beschäftigten in Würzburg zeigen Tag für Tag, dass sie nicht das Problem, sondern Teil der Lösung sind“, betont Betriebsratsvorsitzender Yves Weinberger. „Hohe Qualität, motivierte Kolleginnen und Kollegen, wirtschaftlich erfolgreich – was braucht es mehr, um zukunftsfähig zu sein?“ Dabei ist es nicht das erste Mal, dass die Belegschaft Verantwortung übernimmt. In der Vergangenheit akzeptierten die Beschäftigten mehrfach Abweichungen vom Flächentarifvertrag, verzichteten auf Teile von Urlaubs- und Weihnachtsgeld. Im Gegenzug wurde eine Beschäftigungsgarantie bis Ende 2026 vereinbart. „Das war ein faires Geben und Nehmen. Jetzt erwarten wir, dass der Arbeitgeber sich an seine Zusagen hält“, so Zirnsak.

Tarifbindung unter Beschuss?

Brisant: Der Standort Würzburg ist der einzige tarifgebundene Brose-Betrieb in Bayern. Dass ausgerechnet dieser jetzt infrage gestellt wird, wirft Fragen auf. „Soll hier ein Zeichen gesetzt werden – gegen die Tarifbindung, gegen Mitbestimmung? Wenn ja, dann werden wir uns dem mit aller Kraft entgegenstellen“, macht der Würzburger IG Metall-Chef klar. Für die IG Metall ist sicher: Gute Arbeit braucht gute Rahmenbedingungen – und die gibt es nicht ohne Tarifvertrag.

Regionale Solidarität wächst

Die IG Metall lässt dem Protest Taten folgen: Zur nächsten Verwaltungsratssitzung Anfang Mai wird eine Delegation aus Würzburg nach Bamberg reisen – im Gepäck viele tausend Unterschriften von Beschäftigten, Bürgerinnen und Bürgern, politischen Unterstützern. Ein starkes Signal aus der Region: Würzburg steht zusammen. Ein weiteres deutliches Zeichen soll auch am Tag der Arbeit folgen: Bei der DGB-Kundgebung am 1. Mai in Würzburg wird auch ein großer Brose-Block der Belegschaft mit dabei sein. Gemeinsam mit dem bayerischen DGB-Vorsitzenden Bernhard Stiedl will man ein sichtbares Zeichen für den Erhalt des Standorts setzen – kämpferisch, geschlossen und entschlossen. Mitte Mai plant die IG Metall zudem die Gründung einer Tarifkommission. „Wir müssen vorbereitet sein – auf Gespräche, auf Auseinandersetzungen, auf alles“, sagt Zirnsak. Das Ziel sei, handlungsfähig zu bleiben – und der Belegschaft auch in stürmischen Zeiten eine starke Stimme zu geben. 

Standortpolitik mit Verantwortung statt Zahlenakrobatik

Was die IG Metall von der Brose-Geschäftsführung erwartet? „Klarheit. Verlässlichkeit. Und ein Ende der nebulösen Szenarien“, so Zirnsak. Investitionen im Ausland dürften nicht auf Kosten eines bewährten Standorts erfolgen. Tarifbindung dürfe nicht zum Ausschlusskriterium erklärt werden. Und wer das Vertrauen der Belegschaft wolle, müsse selbst Vertrauen zeigen. „Die Beschäftigten in Würzburg sind bereit, für ihren Standort zu kämpfen. Denn wer täglich Leistung bringt, hat Zukunft verdient“, sagt Betriebsratsvorsitzender Yves Weinberger.

Bildnachweis: IG Metall Würzburg, Patty Varasano