IG Metall Vertreter diskutieren betriebliche Herausforderungen in der Region

Bildnachweis: IG Metall Würzburg, Annabell Franz
Bei der Delegiertenversammlung der IG Metall Würzburg am Dienstag, 30. September, wurde deutlich: Der wirtschaftliche Druck auf die Industrie wächst weiter – und mit ihm die Sorgen vieler Beschäftigter in der Region. Rund 80 Vertreterinnen und Vertreter aus verschiedenen Betrieben diskutierten in Eibelstadt über Industriepolitik, betriebliche Entwicklungen, Erwartungen der Belegschaften und die Rolle der Politik in einem sich wandelnden wirtschaftlichen Umfeld.
Nadine Boguslawski, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall, forderte in einer Grundsatzrede klare industriepolitische Leitplanken und Investitionsanreize für Unternehmen. „Wenn wir den Industriestandard in Deutschland erhalten wollen, braucht es mehr als Marktmechanismen. Es braucht politische Entscheidungen, die Standorte sichern – und gute Arbeit ermöglichen“, so Boguslawski. Gleichzeitig erinnerte sie auch die Unternehmen an ihre Verantwortung: „Die Transformation darf nicht auf dem Rücken der Beschäftigten ausgetragen werden.“
Aus den Betrieben wurde diese Einschätzung bestätigt. Yves Weinberger vom Automobilzulieferer Brose in Würzburg berichtete von offenen Fragen in der Belegschaft: „Die Kolleginnen und Kollegen müssen wissen, mit welchen Produkten es am Standort weitergeht – in den nächsten Wochen braucht es Klarheit.“ In mehreren Betrieben in der Region stehen schleichender Stellenabbau und Personalmaßnahmen im Raum. Der Leistungsdruck erhöht sich enorm. Die Sorge, dass industrielle Transformation auch in der Region Würzburg zu Entlassungen führt, war unter den Delegierten deutlich spürbar.
Peter Baumeister von Konecranes, früher Noell, in Würzburg zeigte sich dennoch überzeugt, dass Einfluss möglich ist: „Wenn Belegschaft und IG Metall vor Ort an einem Strang ziehen, lassen sich auch Entscheidungen aus der Konzernzentrale kippen.“ Michaela Hubert von GEA Brewery Systems in Kitzingen machte deutlich, dass vor allem mittelständische Standorte gezielte Unterstützung benötigen: „Wir sind bereit, Veränderungen mitzugehen – aber wir brauchen verlässliche Rahmenbedingungen, um dabei niemanden zu verlieren.“ Auch Erich Mirnig von Frankenguss in Kitzingen betonte: „Die Menschen in den Betrieben erwarten, dass Politik und Unternehmen sie nicht aus dem Blick verlieren.“
Norbert Zirnsak, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Würzburg, legte in seinem Geschäftsbericht dar, dass die gewerkschaftliche Arbeit in der Region trotz schwieriger Bedingungen gut aufgestellt ist. Zugleich warnte er vor weiteren Kürzungen im sozialen Bereich: „Eine stabile Industrie braucht in der Region auch einen stabilen sozialen Rahmen – und politische Entscheidungen, die nicht zu Lasten der Beschäftigten gehen.“ Durch die Versammlung führte Ulrike Eifler, Zweite Bevollmächtigte. Sie fasste die Diskussionen am Ende zusammen und betonte: „Die Herausforderungen sind groß – aber klar ist auch: Die Beschäftigten wollen mitentscheiden. Dafür brauchen sie eine Politik, die eine entsprechenden Rahmen schafft.“