Azubi-Werk für Würzburg? IG Metall sagt: Ja, bitte!

Bezahlbarer Wohnraum ist in Würzburg knapp – besonders für Auszubildende. Günstige WG-Zimmer sind selten, kleine Apartments oft unbezahlbar. Wer keinen familiären Rückhalt in der Region hat, steht schnell vor einer schwierigen Entscheidung: Ausbildung oder Wohnung – beides ist für viele kaum noch vereinbar. Deshalb setzt sich die DGB-Jugend in Würzburg für ein kommunales Azubi-Werk ein. Der Ortsvorstand der IG Metall hat sich in seiner letzten Sitzung einstimmig hinter die Initiative gestellt.
Franziska Müller, Jugendsekretärin des DGB in Würzburg, stellte das Konzept vergangenen Dienstag (22.07.2024) in der Feggrube vor. Es sieht ein städtisch unterstütztes Wohnprojekt vor, das sich gezielt an Auszubildende richtet. Ähnlich wie das AzubiWerk München, das bereits mehrere Häuser betreibt, soll auch in Würzburg bezahlbarer, moderner und gut angebundener Wohnraum entstehen – exklusiv für Azubis.
In München zahlen Auszubildende je nach Standort zwischen 300 und 350 Euro Warmmiete für ein voll möbliertes Apartment mit WLAN, Gemeinschaftsküche und Aufenthaltsbereichen. Träger ist ein Verein mit Beteiligung der Stadt. Auch pädagogische Begleitung, Freizeitangebote und Mitbestimmungsmöglichkeiten gehören zum Konzept.
„Würzburg hat die Chance, ein starkes Zeichen für junge Menschen und die berufliche Bildung zu setzen“, betont Norbert Zirnsak, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Würzburg. „Es geht darum, Ausbildung und Leben miteinander zu verbinden – und jungen Menschen eine echte Perspektive zu bieten.“ Viele Auszubildende kämen aus dem Landkreis oder aus anderen Regionen Deutschlands – nicht alle könnten bei den Eltern wohnen.
Auch Ulrike Eifler, Zweite Bevollmächtigte der IG Metall Würzburg, hebt den sozialen Anspruch hervor: „Gute Ausbildung beginnt nicht erst im Betrieb. Wer in Würzburg ausbildet, sollte jungen Menschen auch ermöglichen, hier gut zu leben.“ Ein Azubi-Werk sei mehr als ein Wohnheim – es sei ein Ort der Gemeinschaft, der Unterstützung und ein klares Signal: „Ihr seid uns wichtig.“
Die Idee findet auch in der regionalen Wirtschaft Anklang. Die Handwerkskammer für Unterfranken hat sich in ihrer letzten Vollversammlung offen für das Konzept gezeigt und ihre grundsätzliche Unterstützung signalisiert. Der Fachkräftemangel im Handwerk sei auch eine Wohnungsfrage, so der Tenor. Die IG Metall sieht nun eine gute Gelegenheit, dass alle Beteiligten mit der Stadt konkrete Schritte gehen. Bereits gefasste Beschlüsse – etwa im Rahmen des städtischen Wohnraumversorgungskonzepts – bieten eine gute Grundlage.
Denn: Laut Ausbildungsreporten der letzten Jahre nennen immer mehr junge Menschen Wohnungsprobleme als Belastung oder gar als Grund für Ausbildungsabbrüche. Auch der Ausbildungsstart verzögert sich zunehmend durch die schwierige Wohnungssuche. Die Botschaft ist klar: Wer Fachkräfte von morgen gewinnen will, muss ihnen heute eine Perspektive geben – auch beim Wohnen. „Andere Städte machen es vor – Würzburg kann hier mit gutem Beispiel nachziehen“, so Zirnsak. Ein Azubi-Werk sei sozialpolitisch sinnvoll, und ein echter Standortvorteil für die berufliche Ausbildung in der Region.
Bildnachweis: IG Metall Würzburg