Betriebsratspraxis bei Hanse Haus – In einer Wachstumsphase braucht es Mitbestimmung
Die Auftragsbücher beim Fertighaushersteller Hanse Haus in Oberleichtersbach sind trotz Corona-Pandemie prall gefüllt: Die Zeichen stehen auf Wachstum. Der Betriebsrat im Unternehmen stellt sich den damit verbundenen Herausforderungen. Es gilt viele Dinge zu regeln.
Gründe für den Boom
Die Gründe für den Boom bei Hanse Haus zeichnen sich schon seit über einem Jahrzehnt ab: Damals noch mit 380 Mitarbeitern und circa 285 gebaute Wohneinheiten pro Jahr – im Jahr 2021 bereits mit 970 Mitarbeitern und 800 Wohneinheiten. Dabei gilt laut den beiden Betriebsratsvorsitzenden Christian Limpert und Frank Schiffler vor allem das „Alles aus einer Hand“-Prinzip als wesentliche Ursache für den Boom. Außerdem erhalten die neuen Eigenheimbesitzer nach der Bemusterung eine exakte Preisauskunft und damit Planungssicherheit. Von der standardmäßig sehr hohen Qualität können sich potenzielle Kunden in 35 Musterhäusern in ganz Deutschland überzeugen. Die Kombination aus Wohnungsmangel und Niedrigzinsen begünstigte das enorme Wachstum von Hanse Haus.
Herausforderungen für den Betriebsrat
Das betriebliche Wachstum ist eng verzahnt mit den Herausforderungen, denen sich der Betriebsrat stellen muss. Auf Grund der hohen Auftragslage war es im Betrieb notwendig, auf ein 3-Schichtenmodell umzuschwenken. Aufgabe war es, einen guten Weg zwischen schneller Produktion, Bauzeiten und einem nach wie vor guten Betriebsklima zu gewährleisten.
Im Jahr 2021 wurde die Unternehmensgruppe Oikos Group – bestehend aus den Marken Hanse Haus, Bien-Zenker und Living Haus – von der US-amerikanischen Investmentbank Goldman Sachs aufgekauft. Der Betriebsrat ist hier sehr engagiert und bemüht, die Interessen der Belegschaft nachhaltig zu vertreten. Hier kommt vor allem die langjährige Betriebsratserfahrung von Christian Limpert zum Tragen, der auch in der Oikos Group den Vorsitz im Konzernbetriebsrat innehat. Unterstützt wird das Betriebsratsteam vom 1. Bevollmächtigten der IG Metall Werner Flierl. Der ist überzeugt: „Bei Hanse Haus sind Betriebsrat und Unternehmen auf einem guten Weg“.
Corona und Ausbildung
Die Corona-Pandemie hat Hanse Haus bisher kaum beeinträchtigt, was vor allem auf zwei Gründe zurückzuführen ist: Zum einen wurden kluge Hygienekonzepte entwickelt, sodass der Betrieb niemals stillstehen musste. Dies gelang unter anderem durch die freiwillige Durchführung von PCR-Tests in Zusammenarbeit mit einem Labor aus Fulda. Zum Zweiten wurden die Engpässe der Holzindustrie frühzeitig erkannt und die Lagerkapazitäten vollständig ausgenutzt, sodass die Produktion zu keinem Zeitpunkt eingeschränkt war.
Das Thema Ausbildung genießt bei Hanse Haus einen sehr hohen Stellenwert: Die eigens ausgebildeten Fachkräfte sichern dem Betrieb auch in Zukunft den hohen Qualitätsstandard, den die Kunden sehr schätzen. Im Betrieb gibt es ständig zwischen 60 und 70 Ausbildungsplätze – auch im Jahr 2021 kamen trotz Pandemie 23 neue hinzu. Die Jugend- und Auszubildendenvertretung (JAV) ist sehr engagiert: Im Herbst 2017 fand ein spannender, 5-tägiger Ausflug auf die Zugspitze mit allen Auszubildenden und acht Betreuern von Hanse Haus statt.
Die IG Metall und der Betriebsrat stellen dabei in gemeinsamer Zusammenarbeit die gewerkschaftliche Vertretung im Betrieb auf die Beine. Werner Flierl von der IG Metall: „Nur mit einer starken betrieblichen Organisation sind bei einem solchen Wachstum faire Löhne und gute Arbeitsbedingungen möglich – auch und vor allem in Pandemie-Zeiten“.
Die Betriebsräte Christian Limpert (links im Bild) und Frank Schiffler sorgen bei Hanse Haus dafür, dass die Interessen der Beschäftigten Gehör finden. (Bildnachweis IG Metall Würzburg)