Würzburg blickt mit Erwartungen auf den Generationenwechsel bei Brose

Nach Monaten der Unsicherheit kehrt bei Brose in Würzburg vorsichtige Zuversicht ein. Der Rückzug von Michael Stoschek aus der Konzernspitze und die Übergabe an seinen Sohn Maximilian haben in der Belegschaft neue Erwartungen geweckt. Viele Beschäftigte hoffen, dass die angekündigte Neuausrichtung auch ein Signal für die Zukunft des Werks in Würzburg ist.
„Wir sind bei den Aufträgen stabil und sehen, dass die Gespräche über die Zukunft des Standorts konstruktiv verlaufen“, sagt Yves Weinberger, der Betriebsratsvorsitzende. „Jetzt kommt es darauf an, dass die begonnenen Schritte zur Standortsicherung konsequent fortgeführt werden. Die Beschäftigten haben viel investiert – sie verdienen Planungssicherheit.“
Der bevorstehende Führungswechsel markiert für den Automobilzulieferer einen Wendepunkt. Jahrzehntelang war Michael Stoschek das Gesicht des Familienunternehmens. Mit dem Generationenwechsel verbindet sich die Hoffnung auf einen moderneren, langfristigeren Kurs – insbesondere für die Standorte, die zuletzt unter Druck standen.
In Würzburg, wo rund 1400 Menschen für Brose arbeiten, war Anfang des Jahres die geplante Schließung ein massiver Einschnitt. Durch den entschlossenen Einsatz der Beschäftigten, des Betriebsrats und der IG Metall konnte eine endgültige Entscheidung verhindert werden. Seitdem laufen intensive Gespräche über neue Projekte und tragfähige Lösungen.
Konkret geht es um die Verlängerung und Anpassung eines Ergänzungstarifvertrags, der seit Jahren gilt. Die Regelung sieht vor, dass die Beschäftigten täglich eine halbe Stunde unbezahlt länger arbeiten, dafür gilt eine umfassende Beschäftigungssicherung. Betriebsbedingte Kündigungen sind ausgeschlossen. Diese Vereinbarung läuft Ende 2026 aus und wird derzeit mit dem Arbeitgeberverband neu verhandelt. Parallel arbeitet Brose daran, das Produktportfolio am Standort breiter aufzustellen. Künftig sollen in Würzburg auch Komponenten für Satelliten montiert werden – ein Zukunftsfeld, das technologische Kompetenz und Entwicklungsarbeit erfordert. Auch wenn dieses Projekt zunächst nur wenige neue Arbeitsplätze schafft, gilt es in der Region als Zeichen, dass der Konzern über den Tellerrand des Automobilsektors hinausschaut.
Für Norbert Zirnsak von der IG Metall Würzburg steht Brose an einer entscheidenden Weggabelung: „Der Konzern hat die Chance, Verantwortung neu zu definieren. Wer Generationenwechsel sagt, muss auch Standorttreue meinen. Die Beschäftigten in Würzburg haben enorme Solidarität gezeigt – jetzt erwarten sie ein klares Bekenntnis von der neuen Unternehmensführung.“ Zirnsak betont, dass die IG Metall weiterhin auf Verhandlungen setzt. „Es geht darum, gemeinsam tragfähige Lösungen zu finden – für sichere Arbeitsplätze und eine zukunftsfähige Produktion.“
In den Werkshallen von Würzburg läuft die Produktion weiter – konzentriert, und mit etwas mehr Hoffnung als noch vor einigen Monaten. Zwischen den Linien ist zu spüren, dass sich die Stimmung verändert hat. „Wir wollen, dass Würzburg bleibt – und zwar nicht auf Zeit, sondern dauerhaft“, sagt Weinberger. „Wenn Konzernführung und Belegschaft an einem Strang ziehen, kann das gelingen.“
Bildnachweis: IG Metall Würzburg, Patty Varasano