DGB Unterfranken: Kurzarbeitergeld jetzt anheben!
Die aktuellen Arbeitsmarktzahlen zeigen: In Unterfranken haben zum Stichtag 25. März 768 Betriebe Kurzarbeit angezeigt. Betroffen sind über 20.000 Beschäftigte, wie eine Sonderauswertung der Bundesagentur für Arbeit zeigt. Die tatsächliche Zahl liegt schon heute darüber und wird in den kommenden Tagen und Wochen noch weiter rapide nach oben steigen.
„Arbeitgeber und Bundesregierung müssen sich jetzt bewegen. Auch die Beschäftigten, die nicht unter dem Schutz eines Tarifvertrags und der Gewerkschaft stehen, müssen ohne Absturz durch die Krise kommen. Das Kurzarbeitergeld muss auf mind. 80 Prozent angehoben werden“, fordert DGB-Regionsgeschäftsführer Frank Firsching.
Jüngst sind die Regelungen zur Kurzarbeit geändert worden: Betriebe können diese Unterstützung angesichts der Corona-Krise jetzt schneller und früher erhalten und werden zudem von sämtlichen Lohnkosten befreit, da ihnen die Sozialversicherungsbeiträge erstattet werden. Die Beschäftigten erhalten 60 bzw. 67 Prozent ihres bisherigen Nettogehalts. „Einen Teil der Entlastung bei den Lohnkosten sollten die Arbeitgeber verpflichtend an die Beschäftigten weitergeben müssen, um deren Einkommen aufzustocken. Wenn sie das nicht am Verhandlungstisch zusichern, muss die Bundesregierung die entsprechende Verordnung jetzt anpassen und die Arbeitgeber verpflichten“, fordert Firsching.
Zwar sei das Prinzip Kurzarbeit äußerst sinnvoll, denn es helfe, Einbrüche zu überbrücken und Beschäftigung zu sichern. „Aber gerade diejenigen Beschäftigten mit kleinen Einkommen sind besonders hart betroffen. Viele Beschäftigte geraten durch hohe Mieten und andere finanziellen Verpflichtungen in existenzielle Nöte“, warnt der Gewerkschafter.
„Räumlich betrachtet ist die wirtschaftliche Lage am bayerischen Untermain schon heute katastrophal.“, sagt Aschaffenburgs DGB Kreisvorsitzender Björn Wortmann. Denn alleine im Agenturbezirk Aschaffenburg summiert sich die Anzahl der Kurzarbeitenden auf 15.775 in 540 Betrieben, wovon alleine 7.119 im Landkreis Miltenberg betroffen sind. Damit kommen 78 Prozent aller von Kurzarbeit Betroffenen in Unterfranken vom bayerischen Untermain.
Besser stellt sich die wirtschaftlich Lage noch in Mainfranken dar. Im Agenturbezirk Würzburg waren bis zum Stichtag 25.März 2.537 Beschäftigte in 152 Betrieben zur Kurzarbeit gemeldet, während im Agenturbezirk Schweinfurt in 76 Betrieben 1.914 Kurzarbeitende gezählt wurden. Da in der Stadt Schweinfurt bislang „nur“ 503 Kurzarbeitende von 11 Betrieben angezeigt wurden, ist davon auszugehen, dass die Industrieproduktion größtenteils noch läuft. Weil in den großen Betrieben durch die flexible Gestaltung von Arbeitszeiten im Rahmen von Tarifverträgen Kapazitätsspielräume gegeben sind, ist es möglich, dass dort bisher die Kurzarbeit so vermieden werden konnte eine große Welle aber noch bevor steht. Zum Vergleich: In der Finanzkrise vor 12 Jahren waren im Agenturbezirk Schweinfurt in der Spitze mehr als 30.000 Beschäftigte in Kurzarbeit.
„In dieser Krise brauchen wir Solidarität und soziale Verantwortung. Es darf nicht sein, dass die Beschäftigten die Hauptlasten der Krise alleine tragen!“, fordert Firsching mit Blick auf die Einkommensverluste bei gleichbleibenden finanziellen Belastungen der Beschäftigten und ihren Familien.