Ein belgischer Gewerkschaftsbesuch in Würzburg zeigt: Die sozialen Fragen in Europa ähneln sich – und brauchen gemeinsame Antworten

Ende Juni in Würzburg: Eine Delegation der belgischen Partei der Arbeit (PTB/PvdA), begleitet von Gewerkschafterinnen und Gewerkschaftern, war zu Gast bei der IG Metall. Drei Tage lang ging es um Industriepolitik, Bildung und die Frage, wie sich Solidarität in Zeiten geopolitischer Spannungen neu denken lässt.
Organisiert wurde das Treffen von Ulrike Eifler, 2. Bevollmächtigte der IG Metall Würzburg. Mit dabei: Peter Mertens, Generalsekretär der PTB und Autor des Buches Meuterei, in dem er die globalen Machtverschiebungen analysiert. Ziel des Besuchs war es, Einblicke in die sozialen und wirtschaftlichen Herausforderungen der Region zu gewinnen – und gemeinsame Strategien zu diskutieren.
Der Auftakt war lokal verankert. Jonas Schneider vom DGB Würzburg führte die Gäste durch die Stadt – vorbei an Orten, die von Arbeitskämpfen, Verdrängung und Strukturwandel erzählen. Beim anschließenden Abendessen in den Bürgerspital Weinstuben wurde schnell deutlich: Die Probleme sind sich ähnlich. In Belgien wie in Deutschland kämpfen Gewerkschaften mit den Folgen einer Industrie im Umbruch, mit einem Bildungssystem unter Druck und mit politischen Kräften, die auf Aufrüstung statt auf soziale Investitionen setzen.
Am Montagmorgen begrüßte Norbert Zirnsak, 1. Bevollmächtigter der IG Metall Würzburg, die Delegation in der Geschäftsstelle. Die Transformation der Industrie, so Zirnsak, sei „eine europäische Aufgabe“, die nur gelingen könne, wenn sie „sozial, ökologisch und gerecht“ gestaltet werde. Ein Satz, der nachklingt – gerade angesichts der Realität, die später bei Franken Guss in Kitzingen sichtbar wird: harte körperliche Arbeit, steigende Energiepreise, Unsicherheit über die Zukunft. Betriebsratsvorsitzender Erich Mirnig und Sandra Paul führten durch den Betrieb, erklärten die Arbeit in einer Gießerei, sprachen über Mitbestimmung und die wichtige Aufgabe, dass man Arbeitsplätze in der Schwerindustrie sichern muss.
Am Nachmittag dann ein Thema, das in Deutschland wie in Belgien an Brisanz gewinnt: die Militarisierung der Bildung. Gemeinsam mit Vertretern der GEW Bayern diskutierte die Delegation über das Bayerische Bundeswehrförderungsgesetz – ein Gesetz, das die Präsenz der Armee an Schulen ausweitet. Die Kritik ist deutlich: Wenn Milliarden in Rüstung fließen, fehlt das Geld für Bildung, Gesundheit und den sozial-ökologischen Umbau. Auch in Belgien ist diese Entwicklung zu beobachten.
Zum Abschluss stellte Peter Mertens im Café „Glück UND GUT“ im Bürgerbräu Würzburg sein Buch Meuterei vor. Die Diskussion war offen, kritisch, solidarisch. Danach ging man gemeinsam in den Biergarten.
Ulrike Eifler zog ein klares Fazit: Internationale Begegnungen wie diese zeigten, dass Gewerkschaften über Grenzen hinweg ähnliche Herausforderungen hätten – und dass man sie gemeinsam besser bewältigen könne.
Bildnachweis: IG Metall Würzburg