IG Metall Würzburg: Beschäftigte sichern Perspektiven am Brose Standort

Die Beschäftigten am Brose-Standort Würzburg haben es geschafft: Was zu Jahresbeginn noch als reale Bedrohung im Raum stand – die komplette Schließung des Werks – ist abgewendet. Mit einem starken Votum für ein Transformations- und Zukunftspaket haben die Mitglieder der IG Metall Würzburg die Industriearbeit in der Region bei einer Mitgliederversammlung am 30. November 2025 gesichert und Zukunftsperspektiven geschaffen.
Das von Brose mit der IG Metall erzielte Paket verbindet verbindliche Standort- und Produktzusagen mit einer strategischen Ausrichtung auf neue Technologien. Der Geschäftsbereich Antriebe und zentrale Funktionen bleiben in Würzburg verankert. Zusätzlich wird die europäische Produktion von Kühlerlüftermotoren am Standort gebündelt. Die Ausbildung bleibt erhalten, und betriebsbedingte Kündigungen sind bis Ende 2030 nur mit Zustimmung des Betriebsrats möglich. Sozialverträgliche Lösungen wie Altersteilzeit und Fluktuation haben Vorrang.
„Die Kolleginnen und Kollegen haben nicht aufgegeben, sondern für ihre Zukunft gekämpft“, erklärt Sabine Witte, Gewerkschaftssekretärin der IG Metall Würzburg. „Diese Sicherheit ist erkämpft – nicht geschenkt. Die Beschäftigten übernehmen Verantwortung und erhalten im Gegenzug verbindliche Zukunftszusagen. Das ist ein Signal nicht nur an Brose, sondern an die gesamte Region: Industriearbeit in Würzburg hat Zukunft.“
Auch beim Thema Transformation wurden tragfähige Lösungen vereinbart. Das Werk erhält den Einstieg in technologisch dynamische Felder wie die Raumfahrt- und Satellitentechnik. Zugleich gelten befristete, faire Beiträge der Beschäftigten mit gestuften Wiederanstiegen bei tariflichen Sonderzahlungen und einem schrittweisen Wiederaufbau des Transformationsgeldes. Besonders belastete Kolleginnen und Kollegen behalten tarifliche Freistellungszeiten. Die 40-Stunden-Quote bleibt begrenzt und unterliegt klaren Gelingensbedingungen.
„Wir haben bewiesen, dass wir diesen Wandel nicht über uns ergehen lassen – wir gestalten ihn“, sagt Yves Weinberger, Betriebsratsvorsitzender am Standort Würzburg. „Unsere Qualifikation, unser Engagement und unser Zusammenhalt sind die Grundlage dafür, dass Zukunft hier entsteht – und nicht anderswo.“
Das Votum der IG Metall Mitglieder ist nach Ansicht von Norbert Zirnsak, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Würzburg, ein Auftrag: „Es verpflichtet Betriebsrat, Unternehmen, Politik und die IG Metall, die eingeleitete Zukunft gemeinsam konsequent umzusetzen. Die Beschäftigten haben geliefert – nun ist Brose am Zug, die Zusagen in die Tat umzusetzen.“
FAQ – Häufige Fragen zum Zukunftspaket Brose Würzburg
Warum mussten die Beschäftigten Zugeständnisse machen?
Weil der Standort real zur Disposition stand. Die Beschäftigten haben verhindern müssen, dass Industriearbeitsplätze aus Würzburg verschwinden. Ihr Beitrag ist klar befristet, tariflich abgesichert – und steht in direktem Gegenwert zu Zukunft, Investitionen und neuen Produkten in Würzburg.
Was passiert, wenn das Unternehmen seine Zusagen nicht einhält?
Die Vereinbarungen sind nicht dehnbar. Standort- und Produktzusagen gelten verbindlich. Sollte Brose sein Wort brechen, wären die bisherigen Beiträge der Beschäftigten hinfällig – und die IG Metall würde entschlossen reagieren. Es gilt: Zukunft gibt es nur gegen verlässliche Umsetzung.
Gilt ein Schutz vor Kündigungen?
Ja. Bis Ende 2030 sind betriebsbedingte Kündigungen nur mit Zustimmung des Betriebsrats möglich. Personalanpassungen erfolgen sozialverträglich – über Altersteilzeit, Fluktuation und freiwillige Lösungen.
Wie wird verhindert, dass Arbeitsverdichtung entsteht?
Die neue Flexibilisierung hat klare Grenzen. Die Gesundheit der Beschäftigten hat Vorrang. Wo mehr Flexibilität verlangt wird, muss Brose Ressourcen, Organisation und Qualifikation anpassen. Die IG Metall wird das eng begleiten.
Warum kann man Brose jetzt wieder vertrauen?
Die Schließungsdrohung hat Vertrauen zerstört – das ist ausgesprochen. Aber: Die Standortleitung hat im entscheidenden Moment Verantwortung übernommen. Jetzt beginnt Vertrauen durch Taten. Wir messen die Zukunft nicht an Worten, sondern an Ergebnissen im Werk.
Warum bleibt die Ausbildung trotz Anpassungen in Würzburg?
Weil Zukunft ohne Nachwuchs nicht funktioniert. Die Ausbildung ist ein Kernbaustein des Standortversprechens – und eine Investition in die Menschen, die hier leben und arbeiten.
Ist der Einstieg in Raumfahrt- und Satellitentechnik realistisch?
Ja. Brose positioniert sich damit in einem stark wachsenden Markt. Für Würzburg bedeutet das: Technologische Weiterentwicklung, Know-how-Ausbau und attraktive Qualifizierungswege – ein klares Zukunftsfeld für die nächsten Jahrzehnte.
Worin liegt der Gewerkschaftserfolg genau?
Die Beschäftigten haben drei zentrale Ziele erreicht:
Standort gesichert – keine Schließung
Zukunft verankert – neue Technologien und Produkte kommen
Gute Arbeit erhalten – mit Tarifschutz und Mitbestimmung
Im Bild: Würzburgs Brose Betriebsratsvorsitzender Yves Weinberger
Bildnachweis: IG Metall Würzburg, Fotoarchiv, Patty Varasano
