Öffentliche Pressekonferenz: Industriepolitik und die Zukunft der Arbeit in Würzburg

Die angedrohte Standortschließung des Brose-Standortes in Würzburg unterstreicht: Die Industrie steht vor großen Herausforderungen. Deindustrialisierung ist kein abstrakter Begriff mehr, sondern wird in der Region konkret und erfahrbar. Die IG Metall Würzburg lud daher am Freitag, den 21. Februar 2025, zu einer öffentlichen industriepolitischen Pressekonferenz an den Vierröhrenbrunnen, in der Nähe der Alten Mainbrücke.
Die Veranstaltung war Auftakt zur betrieblichen Mobilisierung für den bundesweiten IG Metall Aktionstag am 15. März 2025 in Frankfurt. Vertreter der wichtigsten Industriebetriebe aus der Region kamen zusammen, um eine gemeinsame Botschaft zu senden: Die Industriearbeit in Deutschland und speziell in Würzburg braucht neue Impulse. Denn: Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen haben sich in den letzten Jahren stark verändert. Steigende Energiepreise, zunehmender globaler Wettbewerb und der notwendige Strukturwandel setzen Unternehmen und Arbeitnehmer gleichermaßen unter Druck.
Im Zentrum der Pressekonferenz stand die angedrohte Standortschließung bei Brose. Der Betriebsratsvorsitzende Yves Weinberger fand deutliche Worte: „Brose gehört zu Würzburg, und wir werden nicht zulassen, dass der Standort hier einfach geschlossen wird, denn hier geht es um Existenzen, um Familien und um die Zukunft unserer Stadt als Industriestandort.“ Dass er sich dafür des Rückhalts aus anderen Würzburger Betrieben sicher sein konnte, zeigten die Kollegen von Bavaria Yachtbau. Vertrauensmann Frank Kempe sagte, für ihn sei es wichtig, jetzt etwas zurückzugeben. Denn als vor Jahren Bavaria Yachtbau in der Krise steckte, seien es die Kolleginnen und Kollegen von Brose gewesen, die ihnen mit ihrer Solidarität den Rücken gestärkt hätten. „Jetzt gilt es durchzuhalten“, gab er den anwesenden Brosianern mit auf den Weg.
Auch dem stellvertretenden Betriebsratsvorsitzenden des Würzburger Dematic-Standortes, Joachim Rees, war es wichtig, sich mit den Kollegen bei Brose zu solidarisieren. „Wir sind nur ein kleiner IT-Standort, aber wir stehen fest an der Seite der Kollegen.“ Von den beiden großen Würzburger Betrieben, König & Bauer und Konecranes, gab es Solidaritätsadressen.
Ein zentraler Kritikpunkt in den Redebeiträgen war die hohe Kostenbelastung durch die Energiepreise. Diese seien eine ernsthafte Bedrohung für den Industriestandort Deutschland und ein Grund für Produktionsverlagerungen ins Ausland. Jonas Schneider, Organisationssekretär des DGB Würzburg, warnte daher vor einem offenen oder schleichenden Arbeitsplatzabbau. Schon jetzt könne festgestellt werden, dass die Arbeitslosenzahlen in Würzburg im Vergleich zum letzten Jahr um 20 Prozent gestiegen sind. Neben einem Industriestrompreis und einem öffentlichen Investitionsprogramm fordere der DGB daher vor allem die Ausweitung der betrieblichen Mitbestimmung: „Betriebsräte brauchen ein Mitspracherecht bei wirtschaftlichen Entscheidungen in den Unternehmen“, sagte Schneider unter starkem Kopfnicken der anwesenden Betriebsräte.
Ulrike Eifler, Gewerkschaftssekretärin der IG Metall, betonte, dass an jedem der 1.400 Arbeitsplätze bei Brose mindestens drei weitere Arbeitsplätze in der Region hingen. „Die Kollegen bei Brose wohnen in Würzburg, sie gehen in Würzburg zum Arzt, sie gehen hier einkaufen, sie schicken ihre Kinder in Würzburger Schulen und haben ihr Bankkonto bei der Würzburger Sparkasse“. Fielen die Industriearbeitsplätze weg, hätte das wegen der dann sinkenden Nachfrage auch negative Auswirkungen auf die Arbeitsplätze im Einzelhandel, an Grundschulen oder in Arztpraxen.
Der Erhalt von tarifgebundenen Arbeitsplätzen und die Ausweitung der Mitbestimmung am Industriestandort Würzburg ist daher groß, waren sich die anwesenden Gewerkschafter einig. „Gute Löhne und Mitbestimmung sind wichtig, damit die Region nicht zum Armenhaus wird. Es geht um einzelne Arbeitsplätze und es geht um die gesamte wirtschaftliche Zukunft der Region,“ betonte Eifler. Sie verwies auf den Aktionstag der IG Metall am Samstag, den 15. März 2025. 100.000 Menschen werden bundesweit an fünf Kundgebungen für den Industriestandort Deutschland demonstrieren. Betriebe aus Würzburg fahren nach Frankfurt, um an der Demonstration teilzunehmen. Die Busse fahren um 9 Uhr am Dallenbergbad ab. Anmeldung: Interessierte können sich beim Betriebsrat oder in der IG Metall Geschäftsstelle Würzburg anmelden. Die Telefonnummer der Geschäftsstelle lautet 0931/3226116.
Informationen zur Demo am 15. März in Frankfurt – Bus ab Würzburg Koenig & Bauer
Informationen zur Demo am 15. März in Frankfurt – Busse ab Würzurg Dallenbergbad
Bildnachweis: IG Metall Würzburg