Politik hautnah: Direktkandidaten diskutieren beim DGB in Würzburg über zentrale Zukunftsthemen

Montagabend, 5. Februar 2025, Novum Konferenzzentrum, 110 gespannte Zuhörer. Die Bundestagskandidaten des Würzburger Wahlkreises trafen sich zur Diskussionsrunde, organisiert vom DGB Würzburg. Keine Podien, keine langen Monologe – stattdessen direkte Duelle, klare Ansagen und ein engagiertes Publikum.

Schon das erste Aufeinandertreffen zeigte, worauf es an diesem Abend ankam: Katharina Räth (SPD) und Christoph Schröder (Volt) lieferten sich eine Debatte über Industrie, Rente und Zukunft. Räth setzte auf das Konzept „Made in Germany“ und einen Industriestrompreis, um Arbeitsplätze zu sichern. Schröder brachte Volt’s europäische Perspektive ein und forderte eine stärkere Koordination der Strommärkte. Besonders spannend wurde es beim Thema Rente: Während Räth die sozialdemokratischen Reformpläne verteidigte, kritisierte Schröder „die bisherige Untätigkeit der SPD in diesem Bereich“.

Das zweite Duell war geprägt von Gegensätzen: Andrew Ullmann (FDP) und Aaron Valent (Linke) diskutierten über die Zukunft der Rente und die Frage, wie viel Spielraum der Staat für Investitionen braucht. Ullmann verteidigte die Schuldenbremse und setzte auf die Aktienrente, um die Altersvorsorge langfristig zu sichern. Valent hingegen lehnte diese Pläne entschieden ab und plädierte für das österreichische Rentenmodell sowie für massive Investitionen in Infrastruktur und soziale Projekte. Eine heikle Frage brachte zusätzliche Spannung: Moderator Wolfgang Jung sprach Ullmann auf sein Abstimmungsverhalten im Bundestag an, als er mit Union und AfD für umstrittene Migrationsgesetze stimmte.

Jessica Hecht von den Grünen trat im dritten Duell allein an, da Hülya Düber (CSU) aus persönlichen Gründen absagen musste. Hecht nutzte die Bühne, um sich für bessere Arbeitsbedingungen in Krankenhäusern starkzumachen und forderte Reformen bei der Schuldenbremse, um dringend notwendige Investitionen zu ermöglichen. Auch bei der Besteuerung von Kapitalerträgen zeigte sie klare Kante: Sie sprach sich für eine stärkere Belastung der Spitzenverdiener aus und gegen Steuererleichterungen für Überstunden, wie sie die CSU vorschlägt.

Der Abend endete mit einer Fragerunde, bei der das Publikum die Kandidaten direkt zu Themen wie Vermögenssteuer und Krankenversicherung befragte. Jonas Schneider vom DGB Würzburg zeigte sich am Ende zufrieden: „Die kontroversen Diskussionen haben gezeigt, wie lebendig Politik sein kann – und wie wichtig es ist, den Dialog zu suchen.“ Ein Abend, der in Erinnerung bleibt: klar, streitbar und trotzdem respektvoll.

Bildnachweis: DGB Würzburg