Schneider Electric plant Kahlschlag in der Produktion am Standort Marktheidenfeld
Mit einer Hiobsbotschaft für rund 80 Beschäftigte hat sich der Elektronikkonzern Schneider Electric Mitte Juni 2020 zu Wort gemeldet. Das profitable Unternehmen plant einen Kahlschlag in der Produktion und in produktionsnahen Bereichen am Standort Marktheidenfeld. Für die zuständige IG Metall in Würzburg und für den Betriebsrat im Unternehmen hat das nichts „mit sozialer Verantwortung zu tun, die das Unternehmen bei jeder Gelegenheit betont“, sagt die Gewerkschaft.
Betriebsratsvorsitzender und IG Metaller, Andreas Kleiner, versteht die Welt nicht mehr: „Es ist völlig unnötig, die Schneider Beschäftigten am Standort Marktheidenfeld derart negativ in Bedrängnis zu bringen, das Werk ist profitabel“, berichtet der Gewerkschafter. Nach den der IG Metall Würzburg vorliegenden Zahlen betrug der Nettogewinn von Schneider Electric im vergangenen Geschäftsjahr 2,41 Milliarden Euro. Trotz Pandemie-Krise zahlt der Konzern nach IG Metall Informationen im Jahr 2020 eine satte Dividende an die Aktienbesitzer. 2,55 Euro pro Papier. Das kostet das Unternehmen ungefähr 1,5 Milliarden Euro.
„Eine strategische, keine Entscheidung aus Kostengründen“, sei dies, sagen Unternehmensverantwortliche und die Zahlen in den Büchern des Konzerns untermauern das. Andreas Kleiner hält dem entgegen: „Eine solche Unternehmensentscheidung schadet in Wirklichkeit dem Erfolg des Unternehmens. Gerade die Corona-Pandemie zeigt uns, wie schnell internationale Lieferketten reißen. Wer dezentral produziert, ist heute klar im Vorteil“, so der Betriebsratsvorsitzende. Mal abgesehen davon, dass der „Fußtritt“ in Richtung Produktion mit allem sonst, aber nichts mit Wertschätzung zu tun habe, meint Kleiner.
Die IG Metall Betriebsbeauftragte, Sabine Witte, unterstützt Andreas Kleiner und die IG Metall Mitglieder im Betrieb. „Wir wollen nicht tatenlos zusehen, wie hier fast 80 Arbeitsplätze verschwinden sollen. Die gesellschaftliche Verpflichtung von Unternehmen ist nicht die Profitmaximierung, sondern die Sicherung von Arbeit und Beschäftigung an den jeweiligen Standorten. Dieser Maßstab ist an das unternehmerische Handeln bezogen auf den Standort Markheidenfeld zu legen. Denn Beschäftigte können nicht jedes Mal umziehen, wenn das Unternehmen für die Produktion neue strategische Entscheidungen fällt.“
Die Stimmung im Betrieb liegt unterdessen am Boden. Die vorherrschende Meinung: Sogenannte strategische Entscheidungen könnten auch schnell die übrigen Schneider-Beschäftigten im Industriegebiet Altfeld an der A3 treffen. Die Blaupause liefern die Schneider Standorte in Oberteuringen und in Niederschopfheim. Auch dort hat das Unternehmen seinerzeit völlig überraschend Maßnahmen mit unmittelbaren Auswirkungen auf die Arbeitsplätze durchgeführt. Viele Beschäftigte in den Büros in Altfeld haben nun ebenfalls schlimme Befürchtungen und fragen sich: „Sind wir in der Hardware-Entwicklung, im EMV-Labor, in Validation oder in anderen Bereichen die nächsten, die gehen müssen?“
Das aktuelle IG Metall Flugblatt für Schneider Electric in Marktheidenfeld hier zum herunterladen:
IG Metall bei Schneider Electric Marktheidenfeld Flyer 01-2020