Würzburg kämpft weiter: 13.964 Unterschriften gegen Brose-Schließung

Es ist ein klarer Appell an den Vorstand – und eine Mahnung an die Eigentümer: Am Donnerstag, 8. Mai, wird eine Delegation von Betriebsrat, Belegschaft und IG Metall 13.964 Unterschriften an den Verwaltungsrat von Brose übergeben. Die Aktion markiert einen weiteren Höhepunkt des Protests gegen die geplante Schließung des Würzburger Standorts des Automobilzulieferers.
„Diese Stimmen stehen für Existenzen. Für Kolleginnen und Kollegen, die nicht bereit sind, ihr Werk kampflos aufzugeben“, sagt Yves Weinberger, Betriebsratsvorsitzender bei Brose Würzburg. Seit der überraschenden Ankündigung zum Jahresbeginn, das Würzburger Brose Werk aufzugeben, wächst der Widerstand – organisiert, kämpferisch und getragen von breiter Unterstützung in der Region. Allein in Würzburg betrifft der Schritt über 1.400 Beschäftigte. Dabei hat der Standort zuletzt schwarze Zahlen geschrieben. „Zweistellige Millionengewinne“, betont IG Metall Bevollmächtigter Norbert Zirnsak. Und doch liebäugelt man weiter damit den Würzburger Standort zu schließen – aus „strategischen Gründen“, wie es bei Brose heißt.
Die Reaktion kam prompt: Am 13. Februar versammelten sich über 1.000 Beschäftigte zur Krisenversammlung, wenige Tage später gingen 2.500 Menschen in Würzburg auf die Straße. „Wir lassen uns nicht abwickeln“, rief Yves Weinberger unter Applaus – und bekam dafür Unterstützung weit über die Werksgrenzen hinaus. Zuletzt war der Protest auch am 1. Mai, dem Tag der Arbeit, nicht zu übersehen: Ein Meer aus Transparenten und Plakaten erinnerte daran, dass hinter jeder Zahl ein Mensch steht – mit Familie, Verpflichtungen, Hoffnung.
„Das ist kein Betriebsunfall – das ist eine bewusste Entscheidung gegen einen Standort, der funktioniert“, sagt Sabine Witte, Betriebsbetreuerin der IG Metall in Würzburg. Sie spricht von einem „verheerenden Signal an die Industriearbeitsplätze in der Region“.
Norbert Zirnsak, Erster Bevollmächtigter nennt es „eine Frage der Haltung“. Wer ein funktionierendes Werk schließt, müsse sich fragen lassen, ob er den gesellschaftlichen Auftrag eines Familienunternehmens noch ernst nehme. „Wir erwarten ein Umdenken. Und wir geben nicht auf.“ Was Brose plant, trifft nicht nur die Beschäftigten, sondern ganze Wertschöpfungsketten, Ausbildungsplätze, Zulieferer. Die IG Metall spricht von einem „sozialen Kahlschlag“, der vermeidbar ist.
Am 8. Mai in Bamberg, beim Verwaltungsrat des Unternehmens, soll all das auf den Tisch. Persönlich. Unübersehbar. „Wir werden kein Symbol sein für die stille Aufgabe – sondern für selbstbewussten Widerstand – Brose muss in Würzburg bleiben“, sagt Yves Weinberger.
Bildnachweis: Patty Varasano