Zwischen Kaserne und Karriere: Die IG Metall Würzburg berät zur Wehrpflicht

Das Land bereitet sich auf einen Musterungsalltag vor, den viele längst für Geschichte hielten. Der politische Wille zur Rückkehr der Wehrpflicht ist entschieden, der Aufbau der Infrastruktur läuft. „Und wir fragen uns: Was bedeutet das für die jungen Menschen hier vor Ort?“, sagt Annabell Franz, Jugendsekretärin der IG Metall Würzburg. „Viele sind gerade dabei, ihren Weg ins Berufsleben zu finden. Jetzt kommt plötzlich eine Entscheidung dazu, die ihr Leben erst einmal ausbremst.“

Für die Betroffenen bedeutet das: Es werden Fragen an junge Menschen gestellt, bevor ihre Zukunft überhaupt begonnen hat. Sie sollen angeben, ob sie bereit wären, Uniform zu tragen – zu einem Zeitpunkt, an dem sie sich bisher vor allem auf ihre berufliche Perspektive konzentrieren mussten.

In Würzburg und Umgebung trifft diese Entwicklung auf eine Generation, die Betriebe dringend brauchen. In der Industrie stehen Weichen auf Energiewende, Digitalisierung und Automatisierung. Technikbegeisterte Schulabgänger, Auszubildende, junge Fachkräfte in Metall- und Elektroberufen gelten als geschätzte Hoffnungsträger. Darauf weist auch Norbert Zirnsak, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Würzburg, hin: Jede Unterbrechung von Ausbildungsbiografien schlage „direkt in den Fachkräftesaldo durch“ – und eine Wehrpflicht könnte die Region empfindlich treffen, wenn junge Menschen aus Werkstätten und Lehrwerkstätten in Kasernen abgezogen werden.

Während die große Politik über geopolitische Bedrohungslagen diskutiert, entstehen im Kleinen Fragen, die nicht weniger gewichtig sind: Wie planbar ist der Berufseinstieg noch? Wie entscheidet man sich, wenn persönliche Werte im Widerspruch zum militärischen Dienst stehen? Und wie setzt man sein Recht auf Gewissensfreiheit durch, wenn der öffentliche Druck wächst?

Hier setzt die IG Metall Würzburg an und bietet eine Beratung an, die Orientierung bietet, bevor Entscheidungen unter Druck getroffen werden müssen. Sie richtet sich an IG Metall Mitglieder, die prüfen möchten, ob der Dienst mit der Waffe zu ihrer persönlichen Überzeugung passt – und die sich nicht von Unsicherheit treiben lassen wollen. Die Beratung erklärt Wege und Verfahren der Kriegsdienstverweigerung und begleitet, wenn nötig, durch den gesamten Prozess der Entscheidung.

Ulrike Eifler, Zweite Bevollmächtigte, bringt es auf den Punkt: Junge Menschen hätten ein Recht darauf, „eine Zukunft nach ihren eigenen Vorstellungen zu gestalten.“ Der Schutz der Gewissensfreiheit sei damit nicht nur ein individueller Anspruch, sondern „Teil der sozialen Sicherheit, für die wir als IG Metall stehen.“

Die Rückkehr zur Wehrpflicht trifft eine Generation, die ohnehin viel tragen musste: Schuljahre im Ausnahmezustand der Pandemie, ein Leben in multiplen Krisen, in dem Verlässlichkeit selten war und Zukunftspläne sich ständig verschoben haben. Viele erleben steigenden Druck in Ausbildung und Beruf, während gesellschaftlich immer mehr Erwartungen an sie herangetragen werden. „Wir müssen jungen Kolleginnen und Kollegen Angebote machen, so dass sie bei den anstehenden Entscheidungen nicht alleine stehen“, schreibt die IG Metall Würzburg in einer Pressemitteilung. Kontakt zur IG Metall Würzburg: www.wuerzburg.igmetall.de

IG Metall Würzburg Informationsflyer zur Kriegsdienstverweigerung

IG Metall Würzburg Beratungskonzept Kriegsdienstverweigerung

Bildnachweis: IG Metall Würzburg, KI-generiert